Rennsteiglauf 2004 - 72,7 KM
Die Strecke inklusive Versorgungsstellen
Rennsteiglauf, Supermarathon 15.Mai 2004, 72,7 Kilometer, Berge,
Steigungen, Gefälle, Gehen, Thüringen, Wartburg, Hohe Sonne, Blasen,
Erschöpfung, gute Verpflegung: Alles habe ich vorher gehört und
kursiert jetzt in meinem Kopf.
Es starteten über 14.000 Teilnehmer (Walker, Wanderer,
Halbmarathon, Marathon, Supermarathon) zum 32. traditionellen
GutsMuths Rennsteiglauf. Am Start für die Supermarathonstrecke
waren 1.685 Ausdauerenthusiasten, und es kamen immerhin 1.530
Finisher im Ziel an.
Früh morgens (Startbeginn 06:00 Uhr !!) war bereits ein
Lautsprecherwagen mit Moderator und Aufwach-Musik auf dem
Marktplatz in Eisenach. Die Masse der Läufer wirkt beruhigend auf
mich. Es gehen heute über 1.685 LäuferInnen an den Start.
So viele können nicht verrückt sein!
Jeder verfrachtet sein Gepäckstück in einen der drei bereitstehenden
LKW's. Trotzdem geht es keinesfalls hektisch oder laut zu.
Nachdem es am Morgen etwas heller wurde, kein bedeckter Himmel -
Sonnenschein und kaum Wolken. Es versprach, ein wunderbarer Tag
zu werden. Selbst eingefleischte Frostbeutel legten in den letzten
Minuten vorm Start noch die langen Ärmel ab, und machten sich
kurzärmlig auf den Weg. Sie sollten nicht enttäuscht werden. Schon
bald ließ sich die Sonne am fast wolkenlosen Himmel sehen und
begleitete die Läufer den ganzen Tag über. Dabei wurde es aber zu
keiner Zeit zu warm und es war meistens windstill, nur auf den Höhen
und außerhalb des Waldes wurde man schon mal von einem frischen
Lüftchen heimgesucht. Kurz: die klimatischen Bedingungen waren
schlicht und ergreifend perfekt!
Ein Traumtag für Läufer!
Dann endlich um 06:00 Uhr der Startschuß - alles bewegt sich langsam
vorwärts - nur keine Hektik, auf die 5-10 Sekunden kommt es bei den
72,7 Kilometern auch nicht an.
Da es anfangs fast nur bergauf geht, zum Teil auf recht unwegsamen
Wegen, ist das Tempo eher gemächlich. Am Beginn des Waldweges
gibt es einen Engpass, alle behalten die Ruhe, kein Gedränge. Wir
erreichen nach 7,4 km an der Hohen Sonne den Rennsteig.
Hier links der Sieger ganz alleine
ca. 8 Minuten später......
unterwegs
die "Verfolger"
Um den bei KM 25 (910 Meter üNN) liegenden Gipfel zu erreichen,
muss man einige giftige Steigungen der Strecke überwinden aber
beileibe nicht die letzten. Immer wieder geht es rauf-runter-rauf.
Ebene Streckenabschnitte sind zwar vorhanden, aber eher selten.
Schnell habe ich mich an den Wechsel von laufen, gehen, Steigung und
leichtem Gefälle gewöhnt. Die Muskulatur wird ganz anders als auf
ebener Strecke gefordert.
Aufatmen nach Erreichen des Großen Inselsberges. 25 Bergkilometer
und die Überwindung von 700 Höhenmetern ohne Probleme
geschafft. Doch das nun folgende steile Gefälle ist fast noch
anstrengender. Selbst das Gehen ist nicht einfach. Danach ist das
schwerste Stück geschafft (zumindest laut offiziellem Höhenprofil -
siehe dazu weiter unten mein selbst vermessenes Höhenprofil)!
die erste Frau am Inselsberg
Fast alle Getränkestellen zeichnen sich übrigens auch dadurch aus,
dass sie zu Beginn eines erneuten Anstiegs stehen - das geht übrigens
so aus der Streckenbeschreibung nicht hervor ;-) , was wiederum
vernünftigerweise dazu einlädt, einige mehr Schritte zu gehen und die
Verpflegung in Ruhe zu sich zu nehmen. Von dem großzügigen und
vielfältigen Angebot der Verpflegungsstellen gönnte ich mir indes nur,
Tee, Cola, Bionade und Schmalzbrote. Auf den berühmten Schleim, die
Thüringer Rostbratwurst, Bananen wie auch Müsli-Riegel habe ich
verzichtet.
Auf private Verpflegung ist beim Rennsteiglauf keiner angewiesen. Fast
alle fünf Kilometer gibt es einen Versorgungspunkt mit Getränken und
unterschiedlichen Speisen.
Ein so vielfältiges Angebot habe ich noch nirgends erlebt.
"und wenn Du denkst, es geht nix mehr, kommt irgendwo ein Anstieg
her die Strecke ist kein bisschen langweilig und sehr
abwechslungsreich, die Anstiege, die man gehen muss um sich damit
für die nächsten Abschnitte zu erholen, scheinen immer dann zu
kommen, wenn die Kraft gerade beginnt sich zu verabschieden.
Der Wald zeigt sich von seiner allerschönsten Frühlingsseite. Hin und
wieder lässt er nach rechts oder links den Ausblick in die Ebenen von
Thüringen zu und auch hier zeigt sich das Wetter von seiner besten
Fernblickseite.
Der Weg verläuft nun auf dem Höhenzug - weiterhin uneben - und die
Aussicht ist wirklich wunderbar. Kein Regenschleier - Sonne pur - ein
echtes Geschenk! Und immer wieder dieser herrliche Wald mit riesigen
Tannen und saftig-grünem Gras dazwischen. Das sieht einfach herrlich
aus.
Inzwischen waren etwa knapp 35 Kilometer bewältigt, und so langsam
begann mich die Wegbeschaffenheit zu nerven. Der Wald als solcher,
wirklich atemberaubend, aber immer wieder waren Passagen mit
großen Steinen oder vielen Wurzeln zu bewältigen, wo jeder einzelne
Schritt Konzentration erforderte, wollte ich nicht stolpern oder gar
stürzen.
Ebene Wegstücke hätte ich natürlich ebenso flott genommen, wenn es
die denn geben würde ! Ich nahm die steileren Bergauf-Stücke im
Wanderschritt, so zügig es nur eben ging.
Überall nur Steine und Wurzeln - ich muß mich richtig konzentrieren -
Erinnerungen an Biel 2003 (Ho Chi Minh Pfad) werden wach. Naja ab
KM 62 sollte es ja nur noch bergab gehen, aber das ewige auf- und ab
wollte einfach nicht aufhören. Wann ist denn hier endlich Schluss mit
dem Cross ?
Ich bin auf einem unauffälligem "Gipfel" angelangt und lese "Großer
Beerberg - Höchster Punkt der Strecke". Geht es jetzt nur bergab?
Nein! Trotzdem bin ich sehr froh, denn ich weiß nun, viel an Steigungen
kann nicht mehr kommen. Aber dann - von wegen ab Kilometer 62
geht es praktisch nur noch bergab?! Selbst kurz vor dem Zielort
Schmiedefeld sollten wir nicht vergessen machen, dass dies
vornehmlich ein Berglauf ist.
Die KM-Beschilderung ist - vorsichtig ausgedrückt - etwas
ungleichmäßig, was soll's, die Schilder machen es nicht kürzer oder
länger, die Strecke ist wie sie ist.
Ich höre aus der Ferne die Lautsprecheransagen von Schmiedefeld. Ich
fühle mich wohl und bin am Ziel.
Wenn ich so heute in mich hineinhorche, muss ich sagen: "Der Lauf
war unbeschreiblich, sehr schön aber auch anstrengend!". Ich habe
viel Zeit in das Training investiert und manches kam währenddessen zu
kurz. Deswegen möchte ich mich auch auf diesem Weg bei meiner
Frau bedanken, die mir die Gelegenheit gab, mich für diesen Lauf
optimal vorzubereiten.
Dieses war wohl nicht mein letzter Lauf beim Rennsteig....... ich freue
mich schon auf das nächste mal.
Hier das von mir gemessene Höhenprofil:
Statistik
Organisation:
Ich kann der Organisation und den Helfern vor Ort leider nur auf
diesem Weg DANKE sagen. Von der Verteilung der Meldekarte im
Internet, der Ausgabe der Startunterlagen, dem Start am frühen
morgen, der Verpflegung unterwegs, der Zielankunft in Schmiedefeld,
dem essen und trinken in Schmiedefeld, dem Duschen und der
Umkleide, und dem absolut hochwertigem Finisher-Shirt (endlich mal
ein Finisher-Shirt das nicht aus Baumwolle ist !) und dem Bustransfer
von Schmiedefeld nach Eisenach - es hat einfach alles 100% geklappt.
..... und das ist der Dank für all die Anstrengungen
Danke das Sie die Seite www.laufpirat.de besucht haben