Trotz Hitze - frisch durch den Sommer
Die heiße Jahreszeit kann die Gesundheit stark belasten. Wer sich darauf einstellt, vermag
selbst Hitzewellen besser zu überstehen
"Wann wird's mal wieder richtig Sommer", sang der holländische Showmaster Rudi Carrell -
und landete damit im verregneten Sommer 1975 einen Hit. Heute wäre das Liedchen wohl
eher ein Misserfolg: Klimaforscher und Meteorologen erwarten, dass es künftig mehr heiße
Tage geben wird. Was das bedeuten könnte, haben wir bereits mehrfach erfahren, als uns der
„Jahrhundertsommer" über Wochen Spitzentemperaturen bescherte. Um fast ein Grad Celsius
ist die Jahresdurchschnittstemperatur seit Beginn des 20. Jahrhunderts gestiegen. Das sieht
nicht nach viel aus, ist aber für die langfristige Entwicklung des Wetters auch in Mitteleuropa
dramatisch. Bis zum Jahr 2100 erwarten die Forscher sogar einen weiteren Anstieg um zwei
Grad.
Es wird in den nächsten Jahren mehr warme und heiße Tage geben. In manchen Gebieten
Deutschlands wird sich ihre Zahl langfristig sogar verdoppeln. Die meisten wird das freuen: Bei
ihnen weckt die warme Jahreszeit die Lebensgeister und schafft gute Laune. Außerdem ist die
Belastung durch Wetterumschwünge im Sommer geringer, die vermehrte Sonneneinstrahlung
erhöht die Produktion von Vitamin D im Körper, und das Immunsystem profitiert ebenfalls von
der warmen Witterung. Doch nicht jeder kann sich mitfreuen. Viele Menschen leiden an
warmen Tagen unter starkem Schwitzen, klagen über Kreislaufbeschwerden, Kopfschmerzen,
Unwohlsein oder Konzentrationsschwäche.
Der Kreislauf macht schlapp
Eine kurz nach dem „Jahrhundertsommer" durchgeführte Umfrage der GfK-Marktforschung
im Auftrag der Apotheken Umschau hat ergeben, dass 39,9 Prozent der Deutschen unter der
damaligen Hitzewelle gelitten haben. Mehr als jeder Vierte (28,9 Prozent) klagte über
Kreislaufprobleme - bei den über 60-Jährigen waren es sogar 46,5 Prozent. Der Körper muss
sich auf die Hitze einstellen, um einen Wärmestau zu verhindern.
Die Körpertemperatur wird in erster Linie durch Schwitzen reguliert. Der Schweiß, der auf der
Haut verdunstet, führt zur notwendigen Kühlung. Bei zunehmender Hitze wird es aber immer
schwieriger für den Organismus, die überschüssige Wärme an die Umgebung abzugeben.
Zudem verlieren wir mit dem Schweiß nicht nur Flüssigkeit, die für die Zellfunktion und den
Blutdruck wichtig ist, sondern auch Elektrolyte wie Magnesium und Kalium, die für die
Nerventätigkeit und die Muskelfunktion notwendig sind. Verliert der Körper durch die Hitze zu
viel Flüssigkeit, drohen ernsthafte Folgen. Der Blutdruck sackt ab, das Gehirn wird nicht mehr
ausreichend mit Sauerstoff versorgt. Schwindel, Kopfschmerzen, Reizbarkeit und Durstgefühl
weisen auf einen Hitzekollaps hin. Spätestens dann sollte man sich eine Pause an einem
kühlen Ort gönnen, die Beine hochlegen und viel trinken, bis der Organismus wieder seine
normale „Betriebstemperatur" erreicht hat.
Besonders ausgeprägt ist die Neigung zum Hitzekollaps bei Menschen mit Venenleiden: Wenn
sich die Venen in der Hitze erweitern, klappt der Rücktransport des Blutes zum Herzen noch
schlechter. Weil es in den Beinen versackt, ist das Risiko von Kreislaufbeschwerden erhöht.
Deshalb ist es für Patienten mit Venenschwäche wichtig, die vom Arzt verordneten
Kompressionsstrümpfe aus der Apotheke ständig zu tragen -auch und erst recht an heißen
Tagen.
Sehr kritisch ist ein Hitzschlag. Dabei ist der Körper nicht mehr in der Lage den Blutfluss in sich
selbst zu kühlen. Die Körpertemperatur steigt höher und höher, schließlich können Organe
Schaden nehmen.
Typisches Symptom: Die Haut ist trocken, gerötet und warm. Trinken allein genügt jetzt nicht
mehr. Personen mit einem Hitzschlag sollten so schnell wie möglich an einen kühlen Ort
gebracht, die Kleidung sollte gelockert und der Notarzt verständigt werden. Zusätzlich hilft es,
den Patienten langsam zu kühlen, indem man ihm Luft zufächelt oder kalte, feuchte Tücher
auflegt.
Der Körper braucht Elektrolyte
Besonders hitzegefährdet sind Menschen, deren körpereigenes Thermoregulationssystem nur
eingeschränkt oder gar nicht arbeitet. Bei Kleinkindern beispielsweise funktioniert der
Wärmeaustausch mit der Umgebung noch nicht so gut wie bei Erwachsenen. Auch bei Älteren
und Kranken passt sich der Organismus nicht mehr so gut an. Wer Arzneimittel einnimmt, die
das Herz-Kreislauf-System und den Flüssigkeitshaushalt beeinflussen, sollte sich ebenfalls
nicht zu sehr sommerlicher Hitze aussetzen. Zu solchen Medikamenten zählen insbesondere
Blutdrucksenker. Gegebenenfalls mit seinem Arzt Rücksprache halten, ob die Dosierung
entsprechend angepasst werden kann. Viele Arzneimittel können auch zu fototoxischen
Reaktionen auf der Haut führen - sie rötet sich unter UV-Bestrahlung und bildet Blasen. Man
sollte deshalb den Beipackzettel gründlich lesen, ob darin entsprechende Hinweise enthalten
sind.
In einem heißen Sommer ist es wichtig, ausreichend zu trinken, um den Flüssigkeitsverlust
durch das verstärkte Schwitzen auszugleichen. Gerade bei älteren Menschen kommt das
Trinken oft zu kurz, weil sie generell weniger Durst haben. Die richtige Trinkmenge hängt aber
von verschiedenen Faktoren ab, sodass man keine allgemeingültige Empfehlung geben kann.
Als Faustregel gilt, dass ein gesunder Erwachsener durchschnittlich etwa 1,5 Liter Flüssigkeit
täglich zu sich nehmen sollte. An heißen Sommertagen dürfen es auch 2,5 Liter und mehr
sein. Ein Gesunder kann nicht zu viel trinken, denn die Nieren scheiden die überschüssige
Flüssigkeit problemlos aus. Allerdings gibt es auch Menschen, die aufgrund einer Herz- oder
Nierenschwäche ihre Trinkmenge senken müssen. Sie benötigen aber an heißen Tagen
entsprechend mehr Flüssigkeit als sonst. Wer eine reglementierte Trinkmenge hat, sollte sich
gezielt vom Arzt beraten lassen und sich täglich auf die Waage stellen. Eine plötzliche
Gewichtszunahme lasse dann auf unerwünschte Wassereinlagerungen im Gewebe schließen.
Eiskalte Getränke ungünstig
Als geeignete Getränke empfehlen Experten Mineralwässer, verdünnte Fruchtsäfte und
Früchtetees, um verloren gegangene Elektrolyte und Mineralstoffe zu ersetzen. Zu kalte
Getränke sind ungünstig, da sie den Körper veranlassen, noch mehr Wärme zu produzieren.
Auch auf Alkohol sollte man verzichten, da er den Kreislauf zusätzlich belastet. Um einen
Sommer mit mediterranen Temperaturen gut zu überstehen, sollte man zum Beispiel zu einer
mediterranen Lebensweise tendieren. Also frühmorgens und abends aktiv sein und mittags
eine Siesta halten - wenn es geht. Sorgen Sie in erster Linie dafür, dass die Hitze draußen
bleibt. Also die Jalousien herunterlassen und die Fenster tagsüber geschlossen halten! Lüften
Sie nur frühmorgens und am späteren Abend kräftig durch. Zunehmend beliebt werden
mobile Klimageräte, die Wohnräume auf eine angenehme Temperatur kühlen. Doch solch ein
Gerät verbraucht relativ viel Energie und muss regelmäßig gewartet werden, damit sich keine
Krankheitserreger im Filter ansiedeln. Außerdem sollte man die Klimaanlage nicht zu hoch
einstellen, damit die Temperaturunterschiede zwischen drinnen und draußen nicht zu groß
sind. Denn das erschwere die Akklimatisierung, die natürliche Anpassung des Organismus an
eine veränderte Umgebungstemperatur.
Der Körper kann sich an die Hitze gewöhnen - wenn man ihn lässt. So ist es zum Beispiel
durchaus sinnvoll, auch im Sommer regelmäßig in die Sauna zu gehen. Sauna bedeutet
Gefäßtraining. Der Körper lernt, bei Hitze angemessen zu schwitzen und den
Flüssigkeitshaushalt zu steuern. Allerdings ist es dann umso wichtiger, die verlorene
Flüssigkeit durch Getränke wieder zu ersetzen.
Denken Sie an Hitzetagen auch an andere. Achten Sie darauf, dass stets genügend Getränke
im Haus sind, damit sich die Kinder jederzeit bedienen können, und schauen Sie vielleicht
einmal bei älteren Nachbarn oder Angehörigen vorbei. Unangenehm können auch das Reizgas
Ozon und andere Schadstoffe werden, die sich bei starker Sonneneinstrahlung bilden. Neben
trockenen Augen, Mundtrockenheit und Nasenbluten kann es dann zu Atembeschwerden
kommen. Betroffen sind vor allem Asthmatiker und Patienten mit anderen
Lungenerkrankungen wie zum Beispiel COPD. An entsprechenden Tagen (Warnmeldungen im
Rundfunk beachten!) sollten Menschen aus diesen Risikogruppen tagsüber lieber in der
Wohnung bleiben.
Der Deutsche Wetterdienst hat in Zusammenarbeit mit den zuständigen Ministerien der
Bundesländer ein Hitzewarnsystem eingerichtet. Sobald bestimmte Schwellenwerte
überschritten werden, geht eine Warnung beispielsweise an Einrichtungen aus dem
Gesundheits- und Altenpflegebereich. Zusätzlich können die Warnhinweise landkreisbezogen
als E-Mail Newsletter abonniert oder im Internet abgerufen werden. Gut vorbereitet können
wir uns dann über einen „richtigen" Sommer freuen, den Rudi Carrell seinerzeit so
herbeigesehnt hat - wenn er denn kommt.
Luftige Kleidung
Sich angemessen anzuziehen macht Hitze viel erträglicher. Gut eignen sich nicht zu eng
anliegende, leichte Kleidungsstücke aus Leinen oder Baumwolle, die gut luftdurchlässig sind.
Synthetikfasern sollte man besser meiden, da sie die Wärme stauen und verhindern, dass der
Schweiß von der Haut verdunstet. Bevorzugen Sie helle Kleidungsstücke, da sie
Wärmestrahlung reflektieren und sich somit nicht zusätzlich aufheizen. Ein Sonnenhut oder
eine Schirmmütze schützt den Kopf vor Sonnenstich und Sonnenbrand. Ganz wichtig: Auf
unbedeckte Körperstellen Sonnencreme mit einem guten UV-Schutz auftragen.
Leichte Kost
Obst, Gemüse, Salate - leichte Ernährung ist nicht nur gesund, sondern auch erfrischend. Sie
belastet den Körper weniger, da er weniger Energie bereitstellen muss, um die Nahrung zu
verdauen. Das kommt auch dem Wohlgefühl zugute. Zudem liefert das Grünzeug wichtige
Nähr- und Mineralstoffe. Besonders lecker: gegrilltes Gemüse wie Paprika, Zucchini oder
Tomaten. Scharf gewürzte Gerichte trainieren den Wärmehaushalt. Wärmeempfindliche
Speisen stets vor der Hitze schützen, damit Salmonellen und andere Erreger keine Chance
haben.
Locker sporteln
Wer im Hochsommer Sport treibt, sollte möglichst auf den Morgen und Abend ausweichen.
Dann herrschen angenehmere Temperaturen, die den Organismus weit weniger belasten,
sodass Bewegung auch mehr Spaß macht. Wenn Sie tagsüber laufen oder walken, nutzen Sie
schattige Waldwege statt Routen in gleißendem Sonnenlicht. Allgemein gilt: An den heißen
Tagen lieber eine oder zwei Stufen zurückschalten. Ausreichend trinken ist jetzt besonders
wichtig. Hilfreich sind Sportlergürtel mit Getränkehalter, in denen eine Wasserflasche
mitgeführt werden kann. Spezielle, eng anliegende Funktionswäsche transportiert Schweiß gut
nach außen - die Verdunstungskälte wirkt zudem erfrischend.
Für Schwimmer und andere Wassersportler gilt: Wechseln Sie nasse Badebekleidung
schnellstmöglich, um Infektionen zu vermeiden.
Temperatur - Wasser - Flüssigkeit
Temperaturregelung Mensch
Mit einem ausgeklügelten Kühlsystem hält die Biomaschine Mensch ihre Betriebstemperatur.
Wer derzeit aus klimatisierten Zügen oder Räumen ins Freie kommt, muss oft innerhalb
weniger Minuten einen gewaltigen Temperaturanstieg verkraften. Dennoch schafft es unser
Körper, auch bei großen Schwankungen seine Arbeitstemperatur immer bei den
erforderlichen 37 Grad zu halten.
Das ist eine Höchstleistung, die nicht immer gelingt, zeigen die Todesfälle, die so manche
Hitzewelle fordert. Nach Hochrechnungen des Deutschen Wetterdienstes kostet eine
Hitzewelle im Schnitt 1.600 Deutschen das Leben. Vor allem alte und kranke Menschen
sterben durch Hitze, mit der der ohnehin geschwächte Körper nicht mehr fertig wird.
Mit Wärme hat der menschliche Organismus ein Problem, denn reibungslos funktioniert er
nur bei einer Körpertemperatur von 37 Grad. Bereits ein geringer Anstieg führt zu Störungen,
bei knapp über 40 Grad reagiert das Gehirn mit Verwirrtheit und über 41 Grad führen zum
tödlichen Hitzschlag mit Kreislaufversagen. Für die konstante Betriebstemperatur der
Biomaschine Mensch sorgt ein ausgeklügeltes Kühlsystem. Auf der äußeren Lederhaut sind
rund 30.000 Temperaturfühler verteilt, so genannte Thermorezeptoren. Sie senden ihre
Messergebnisse an die Steuerungszentrale im Zwischenhirn. Allein der Stoffwechsel im
Ruhezustand produziert soviel Wärme, dass ohne Kühlung die Körpertemperatur pro Stunde
um ein Grad steigen würde. Denn bei der Energiegewinnung arbeitet der menschliche
Organismus nicht sehr effizient: Vier Kalorien aus Nährstoffen - wie Eiweiß, Kohlehydrate und
Fett - müssen verbrannt werden, um eine Kalorie in Arbeit, beispielsweise in Bewegung oder
eben den Stoffwechsel, umzusetzen. Drei Viertel der Energie wird als Wärme freigesetzt.
Anstrengung und Hitze erwärmen den Körper zusätzlich.
Schon bei geringen Abweichungen von der Solltemperatur reagiert der Temperaturregler im
Gehirn. Bei Kälte befiehlt er beispielsweise der Muskulatur das Kältezittern und bei Hitze den
Hautgefäßen, sich zu weiten, so dass dort mehr Blut zirkuliert. Das Blut transportiert die
überflüssige Hitze in die Außenhaut, wo sie abgestrahlt wird. Reicht das nicht aus, ergeht
Order an die zwei bis drei Millionen Schweißdrüsen, Wasser, aus dem Blut zu pumpen. Sofort
tritt klarer, dünner und geruchloser Schweiß aus den Poren, verdampft auf der erwärmten
Haut und entzieht dabei Hitze.
Verdunstung ist ein äußerst effektives Kühlsystem. Der menschliche Körper setzt 580
Kilokalorien Wärme frei, um einen einzigen Liter Schweiß zu verdampfen. Zwischen einem
halben und acht Liter Wasser verdampft der Mensch am Tag, beim Sport beispielsweise
kurzzeitig sogar bis zu zwei Liter pro Stunde.
Ein Großteil der Flüssigkeit wird über die Nahrung aufgenommen. Oft ist Flüssigkeitsmangel
ein Grund für Bluthochdruck. Wasser ist nicht nur wichtig für die Reinigung der Nieren
sondern auch als Informationsträger für die Nerven
Bei Anstrengung oder ab 29 Grad Außentemperatur fängt jeder Körper an zu schwitzen. Und
alle, die bei Hitze im Meer, Freibad oder unter der kalten Dusche Linderung suchen, können es
spüren: Der Wärmeübergang in kaltem Wasser ist etwa 200 Mal höher als an gleich kalter Luft.
Durch die verstärkte Durchblutung der Haut kann der Blutdruck so weit sinken, dass das
Gehirn nicht mehr ausreichend versorgt wird. Die Folgen: Kopfschmerzen, Schwindel,
Mattigkeit und Konzentrationsstörungen bis hin zu Fieberdelirien, Verwirrtheit oder
Ohnmacht. Besonders wichtig ist, das ausgeschwitzte Wasser in die Klimaanlage Mensch
nachzufüllen. Wer nicht genug trinkt, riskiert, dass das Blut zähflüssiger und dem ohnehin
schon heftig pumpenden Herzen noch mehr Leistung abverlangt wird. Auch in einem sehr
schwülen Klima, bei dem die Luft mit Wasserdampf gesättigt ist und der Schweiß nicht mehr
verdunsten und die Haut kühlen kann, kann es zu einem Hitzestau kommen.
Steigt dann die Körpertemperatur über 42 Grad an, stirbt der Mensch am Hitzetod. „Die
Todesursache ist eine Sauerstoffunterversorgung aller Organe auf Grund einer Herz-Kreislauf-
und Ateminsuffizienz". Die Temperatur, bei der sich der Mensch behaglich fühlt, ist nicht nur
von der Umgebungstemperatur abhängig, sondern auch von Bewegung, Kleidung, Wind oder
Luftfeuchtigkeit.
Sport und Flüssigkeit
Ausdauersport stellt für den Körper eine Extremsituation dar. Für die Entwicklung einer
optimalen Leistung spielt die richtige Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme eine
entscheidende Rolle. Denn oft ist weniger die fehlende Muskelpower an einer Verringerung
des Tempos in Langdistanzrennen schuld, als vielmehr aufkommende Probleme mit Magen
und Darm.
Wasser für Sportler
Unser Wasserverbrauch wird in erster Linie durch die Schweißverluste bedingt. Je nach
Disziplin, Wetterlage und Bekleidung werden in Wettkampfsituationen zwischen 0,6 und zwei
Liter (in Extremsituationen sogar viel mehr) Schweißflüssigkeit für die Kühlung unseres
Körpers benötigt. Schon Wasserverluste in Höhe von zwei Prozent des Körpergewichtes
können zu Muskelkrämpfen, Kopfschmerzen und weiteren Überhitzungserscheinungen führen
bis hin zu schweren Koordinationsstörungen.
Letztere tauchen vor allem im Zusammenhang mit gleichzeitigem Mangel von Natriumchlorid,
also Kochsalz auf. Natrium wird in rauen Mengen mit dem Schweiß ausgeschieden, im Mittel
kann man etwa von 1.000-1.200mg pro Liter Schweißflüssigkeit ausgehen. Andere
Mineralstoffe wie Kalium, Magnesium, Calcium gehen nur in geringem Maße durch das
Schwitzen verloren.
Eine geringe Aufnahme von Kalium, Magnesium und Calcium kann bei hohen
Schweißverlusten und langer Renndauer Sinn machen. Dann ist entweder zwischendurch
einmal eines der als Streckenverpflegung angebotenen Elektrolytgetränke hilfreich, denn die
kommerziell erhältlichen Getränke enthalten so gut wie alle diese Mineralien in einer
entsprechend angepassten Menge. Auf der Laufstrecke darf es auch einmal ein Biss von der
Banane sein. Diese liefert aber so gut wie kein Natrium. Cola übrigens auch nicht. Für Athleten
mit bekannt hohem Natriumverlust sind also auf der Laufstrecke dann auch weniger Cola und
reines Wasser sinnvoll.
Als Getränke sollten dann die angereichten Energiedrinks genommen werden – es sein denn,
man hat seine eigenen Salztabletten dabei. Um eine adäquate Menge Salz aufnehmen zu
können, reicht für den einen oder anderen Athleten die beimischbare und geschmacklich
vertretbare Menge nicht aus. Übrigens: Beim Laufen verträgt man naturgemäß durch das
ständige „Durchschütteln“ weniger als beim ruhigen Sitzen auf dem Rad – es empfiehlt sich
daher auf jeden Fall, gut gewässert in den Marathon hineinzugehen, um eventuellen Defiziten
vorzubeugen!
Wasservergiftung (Wasserintoxikation)
Keine der zehn DGE-Regeln (Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V.) dürfte so populär sein
wie die, „reichlich Flüssigkeit” zu trinken. Nicht nur Sportler und Wellnessfans halten sich
geradezu sklavisch an den Ratschlag, sondern auch Zeitgenossen, die sich weitaus weniger um
„gesunde Ernährung” scheren. Sicherheitshalber trinken sie ebenfalls regelmäßig über ihren
Durst. Denn die gängige Interpretation der Empfehlung lautet: Viel trinken ist stets gesund, in
jedem Alter und in jeder Lebenslage.
Die Angst, nicht genügend zu trinken, sitzt tief in unserer Gesellschaft. Geschürt wird sie vor
allem von Experten, die unermüdlich vor den Folgen einer Dehydrierung warnen. Bei
erwiesenen gesundheitlichen Störungen mit Verlust des Durstgefühls, wie sie beispielsweise in
der Altenpflege immer wieder beobachtet werden, mögen solche Hinweise zwar berechtigt
sein, nicht jedoch bei gesunden Individuen. Schließlich hat sich die Menschheit seit
Jahrtausenden auf ihr Durstgefühl verlassen – und kam unbeschadet über die Runden. Der
unwiderstehliche Drang, bei Flüssigkeitsmangel trinken zu müssen, war und ist eine treibende
Kraft, durch die der Körper im inneren Gleichgewicht bleibt. Die Natur hat dafür gesorgt, dass
er nicht freiwillig auf lebensnotwendiges Wasser und damit auf die für seinen Körper
erforderlichen Trinkmengen verzichtet.
Vom Lebenselixier zum Kultobjekt
Gerade weil es unverzichtbar ist, symbolisiert Wasser in allen Weltkulturen eine
lebenserhaltende Kraft. Märchen, Mythen und Legenden ranken sich um das wertvolle Nass.
So berichtet bereits Herodot von der Langlebigkeit der Äthiopien, die er mit dem Trinken des
Wassers einer besonderen Quelle erklärt. Aus der Tiefe stammendes Brunnenwasser ist zwar
nach wie vor dafür beliebt, dass es die „gesunden” Mineralien der Gesteine in sich birgt –
wichtiger mag in früheren Jahrhunderten jedoch die Tatsache gewesen sein, dass es im
Gegensatz zum oberflächennahen Wasser natürlich gereinigt war und keine Krankheitserreger
enthielt.
In Zeiten moderner Trinkwasserversorgung kommt hygienisch einwandfreies Naß aus der
Leitung, doch der Kult um das Wasser ist ungebrochen. Er spiegelt sich insbesondere in den
Warenlagern der Lebensmittel- und Getränkemärkte wider. Dort hat der Kunde die Qual der
Wahl zwischen still bis spritzig oder aromatisiert und jetzt sogar – mit dem heilbringenden
Mythos frischen Quellwassers werbend – sauerstoffangereichert. Die Wässer stammen dabei
nicht nur aus zahlreichen deutschen Regionen, sondern auch aus den entlegensten
Weltgegenden.
Wenn das Fass überläuft
Die Statistiken der Brauerei- und Mineralwasserverbände zeigen, dass die Deutschen die
angeratenen Flüssigkeitsmengen tatsächlich konsumieren. Im Durchschnitt kauft der
Bundesbürger jährlich knapp 700 Liter Flüssigkeit. 550 davon entfallen auf nichtalkoholische
Getränke, was der empfohlenen Trinkmenge von 1,5 Liter täglich entspricht. Allein der Pro-
Kopf-Verbrauch von Mineralwasser aus deutschen Brunnen ist seit 1970 von 12,5 auf 129 Liter
im Jahr 2003 angestiegen, Importwässer und aufgesprudeltes Trinkwasser nicht einbezogen.
Ganz zu schweigen vom Kaffee- und Teekonsum.
Doch geben diese Daten aus ernährungsphysiologischer Sicht Anlass zur Genugtuung? Leider
nicht. Denn es gibt keinerlei Anzeichen dafür, dass die Gesellschaft durch fleißiges Trinken
tatsächlich „gesünder” wurde. Trotzdem warnen Fachleute weiterhin vor zu geringer
Flüssigkeitsaufnahme. Sie fordern, dass insbesondere Sportler, alte Menschen und Kinder,
aber auch Diätwillige und Verschnupfte endlich mehr trinken müssten. Die Gefahren dieser
Empfehlung werden dabei meist ignoriert: In den vergangenen Jahren häuften sich die Fälle
von Wasserintoxikationen, vor allem in den genannten Zielgruppen. In Form von Lungen- und
Gehirnödemen kann eine Wasservergiftung sogar lebensbedrohliche Ausmaße annehmen.
Der Mythos des lebensspendenden Wassers darf deshalb nicht länger darüber
hinwegtäuschen, dass ein Zuviel des wertvollen Nasses – besonders in Verbindung mit einer
salzarmen Ernährung oder Salzverlusten – nicht zu mehr Gesundheit führt, sondern so
manches Mal geradewegs auf die Intensivstation.
Die Wasservergiftung (Hyperhydration) bzw. der Natriummangel (Hyponaträmie) sind zwei
Seiten einer Medaille. Sie entstehen durch Wasserüberschuss, der einen relativen Salzmangel
erzeugt. Während krankheits- und therapiebedingte Gründe für Salzverluste (z. B.
Nierenschäden, Mangel an Mineralcorticoiden, Infusionsfehler oder Diuretika) zumindest dem
Arzt geläufig sind, finden beratungsbedingte Ursachen wie salzarme Kost bei gleichzeitig
hoher Flüssigkeitszufuhr kaum die gebotene Aufmerksamkeit. Hohe Trinkmengen verschärfen
dabei die schleichende Hyponaträmie durch salzarme Ernährung, indem sie die
Natriumkonzentration des Blutes weiter verdünnen.
Gefährlicher Gehirnkiller
Das auffälligste Merkmal der Wasserintoxikation ist der Durst, der vielfach als
Flüssigkeitsmangel gedeutet wird – eine ebenso häufige wie fatale Fehleinschätzung.
Chronische Verläufe gehen mit Stimmungsschwankungen, Konzentrationsstörungen,
Schwindelanfällen, Lethargie und Salzhunger einher. Im fortgeschrittenen Stadium setzen –
vor allem bei Kindern – Krampfanfälle ein. Akute Intoxikationen (z. B. bei Marathonläufern)
sind gekennzeichnet von niedrigem Blutdruck, Tachykardie, Apathie, Muskelkrämpfen,
Übelkeit und Ödemen. Speziell Gehirn- und Lungenödeme können zu bleibenden Schäden
oder sogar zum Tode führen:
Während sie in der Lunge den Gasaustausch behindern, drücken sie im Kopf zwangsläufig auf
das Gehirn, da sich das Gewebe innerhalb des Schädelknochens nicht ausdehnen kann. Die
Behandlung erfolgt in erster Linie durch Kochsalzgaben und Flüssigkeitsrestriktion.
Je weniger man isst...
Ernährungsbedingte Ursachen, die zu einer Wasservergiftung beitragen können, sind
insbesondere:
Reichliche Zufuhr natriumarmer, hypotoner Flüssigkeiten wie Apfelschorle, (natriumarmes)
Mineralwasser, Bier, Limonaden, Sportgetränke und verdünnte Säuglingsmilchnahrung.
Hohe Zufuhr von Kalorien in flüssiger Form, z. B. Säfte bei Kleinkindern. Dadurch unterbleibt
das Hungergefühl und es kommt langfristig zu einem Natriummangel, weil die Zufuhr des
wichtigen Elektrolyts über feste Speisen nicht gewährleistet ist. Unnötig verstärkt wird diese
Gefahr durch den DGE-Tipp „Je weniger man isst, desto mehr sollte man trinken”, der sich in
den aktuellen Referenzwerten für die Nährstoffzufuhr wieder findet.
Salzmangel durch eingeschränkten Verzehr, z. B. durch salzarme Diät bei Bluthochdruck oder
zur Gewichtsreduktion. Verstärkt wird der Effekt bei hoher Zufuhr von Kalium, dem
Gegenspieler des Natriums, etwa im Rahmen von Diäten (Reis, Obst, Fruchtsäfte) oder durch
Verwendung von Kochsalzersatz.
Geringe Nahrungsaufnahme bei niederkalorischen oder eiweißarmen Diäten. Neben dem
Natrium ist dadurch auch die Versorgung mit anderen osmotisch wirksamen Substanzen aus
der Nahrung wie z. B. Glucose oder Harnstoff eingeschränkt. Mangelt es aber an gelösten
Teilchen, so wird die Niere an der Wasserausscheidung gehindert.
Diuretikamissbrauch zur Gewichtsabnahme (Diuretika sind Arzneimittel, die eine erhöhte
Ausscheidung von Natrium-, Chlorid- und Bicarbonat-Ionen sowie (indirekt) von Wasser
bewirken. Dadurch wird das Plasmavolumen gesenkt und Stauungsymptome verbessern sich).
Diuretika führen zu vermehrter Wasserausscheidung, wobei das Wasser neben Natrium und
Kalium auch andere Stoffe mitnimmt. Das wiederum kann zu riskanten Elektrolytverlusten
führen.
Gesundheitsrisiko durch Ratschläge
Beim Zusammenwirken mehrerer Faktoren oder bei entsprechender Disposition sinkt die
Risikoschwelle. Damit stellen vor allem allgemeine Empfehlungen, die von öffentlichen
Gremien wie DGE und Verbraucherministerium herausgeben werden – etwa die
Kochsalzzufuhr einzuschränken, Normalgewicht anzustreben und die Flüssigkeitsaufnahme zu
erhöhen – , ein gesundheitliches Risiko dar. Dazu gehört auch die Ermahnung „Durst sollte ...
nur in Ausnahmesituationen Stimulus zur Flüssigkeitsaufnahme sein”. Demnach sollte man
schon „vorher” trinken. Dieser Ratschlag impliziert, dass das körpereigene Durstgefühl den
wahren Bedürfnissen hinterherhinkt. Mit der gleichen Logik könnte man auch empfehlen, die
Toilette aufzusuchen, bevor die Blase drückt.
Wasserbedarf:
Der menschliche Körper besteht überwiegend aus Wasser, wobei der absolute Gehalt vom
Fettanteil abhängt. Obwohl die fettfreie Masse ziemlich exakt 73 Prozent H2O enthält, kann
ein magerer Mensch zu bis zu 70 Prozent aus Wasser bestehen, ein adipöser jedoch nur zu 45
Prozent. Pro Tag verliert ein 70 Kilogramm schwerer Erwachsener, der keiner körperlichen
Arbeit nachgeht, etwa 2,5 Liter Wasser über Urin, Stuhl, Atemluft und Schweiß. Ersetzt wird es
durch das im Körper bei der Energiegewinnung freiwerdende Oxidationswasser und dem
Wasser aus fester und flüssiger Nahrung.
Eine Frage der Konstitution
Der Wasserbedarf unterliegt erheblichen individuellen Schwankungen. Es gibt Personen, die
mit einem halben Liter an Getränken pro Tag gut zurecht kommen, während andere selbst
ohne schweißtreibende Tätigkeiten mindestens zwei Liter benötigen. Diese Differenzen
können z. B. auf Unterschieden in der Thermoregulation oder der Nierenfunktion beruhen,
ohne deshalb pathologisch zu sein.
Wer stark schwitzt, kann das 3- bis 4-fache an Flüssigkeit benötigen. Eine Rolle spielen auch
Faktoren wie Luftfeuchtigkeit und -temperatur, da sie die Abgabe von Wasser über die
Atemluft beeinflussen. Nicht zuletzt enthalten manche Speisen reichlich Wasser.
Beispielsweise bestehen Gurken zu 97 Prozent aus Wasser, während es der Apfelsaft nur auf
88 Prozent bringt. Daher sind viele Gemüsearten bessere Wasserlieferanten als Limonaden
oder Fruchtsäfte.
Verbissener Zahlenfetischismus pauschale Empfehlungen zur Trinkmenge sind folglich
realitätsfremd. Ein großes Rätsel geben dabei die Referenzwerte der DGE auf, nach denen
Kinder im Alter von drei Jahren täglich 940 Milliliter trinken sollen, 18-Jährige 1530 Milliliter, 19-
Jährige 1470 Milliliter, 64-Jährige 1230 Milliliter und 65-Jährige 1310 Milliliter.
Ob Marathon, Triathlon oder Klettern – die Zahl der Extremsportler wächst kontinuierlich.
Liefen 1974 beim ersten Berlin-Marathon noch 274 Athleten mit, so waren es 2002 bereits gut
30.000 Teilnehmer. Kollabiert ein Marathonläufer nach dem Rennen, liegt der Verdacht auf
Hitzeschock oder zu große Flüssigkeitsverluste am nächsten. Doch es häufen sich die Fälle, in
denen nicht der Wassermangel, sondern eine Wasserintoxikation den Zusammenbruch
bewirkt hat. Dabei kann nicht nur das Trinken von Mineral- oder Trinkwasser, sondern auch
der literweise Konsum von vielfach empfohlenen isotonischen Getränken zu einer
Flüssigkeitsüberladung des Organismus führen. Mögliche Konsequenzen sind massive
Hyponaträmie und lebensbedrohliche Ödeme in Lunge und Gehirn.
Tödlicher Überlauf
Bereits 1985 wurde das Phänomen an einer 46-jährigen Marathonläuferin aus Südafrika
dokumentiert. Doch es sollte noch viele Jahre dauern, bis die Welt des Sports das mögliche
Ausmaß einer akuten Wasservergiftung tatsächlich wahrnahm. Das große Erwachen kam mit
dem Tod einer Teilnehmerin des Boston Marathons im Jahre 2002. Sie starb nach dem Lauf an
einer Enzephalopathie (ist ein Sammelbegriff für krankhafte Veränderungen des Gehirns
unterschiedlicher Ursache und Ausprägung. Der Begriff wird im Allgemeinen nur für
Veränderungen verwendet, die das Gehirn als Ganzes und nicht nur einzelne Gehirnabschnitte
betreffen), die sich aufgrund exzessiver Flüssigkeitsmengen entwickelte, welche sie vor und
während des Rennens getrunken hatte. Voraussetzung für eine wirksame Therapie ist in
solchen Fällen eine schnelle und richtige Diagnose, die naheliegende Fehldiagnose
„Hitzeschock” kann für den Patienten tödlich sein. Ein 23-jähriger Triathlet überlebte nur
deshalb, weil ihn der Notarzt sofort auf Wasserintoxikation hin therapierte. Er hatte vor und
während des Rennens 23 Liter isotonische Flüssigkeit getrunken, was (nur) zu 3,2 Kilogramm
Gewichtszunahme und einem Abfall des Natriumspiegels auf 116 Millimol pro Liter geführt
hatte. Eine Woche Intensivstation mit intravenösen Natriumgaben half ihm wieder auf die
Füße.
Bisher sind in der Fachliteratur mehr als 250 Fälle von Ausdauersportlern mit
Wasservergiftung dokumentiert. Dabei steht fest, dass diese nur die Spitze des Eisberges
bilden. Denn tückischerweise ähneln die Symptome der Flüssigkeitsüberladung denen der
Dehydration, weshalb es typischerweise zur Fehldiagnose kommt. Nach Ansicht des
südafrikanischen Sportmediziners Tim Noakes lässt sich die Wasservergiftung bei
Langzeitsportarten auf eine Überbewertung hoher Trinkmengen für Gesundheit und Erhalt
der Leistungsfähigkeit zurückführen. Dabei gibt es bis heute keine Evidenz dafür, dass
beispielsweise Marathonläufer über ihren Durst trinken müssen. Ganz im Gegenteil: Für die
Langstreckenathleten von der Antike bis gegen Ende der 60er Jahre des 20. Jahrhunderts war
eher gemäßigtes Trinken angesagt. Es wurde davor gewarnt, dass zuviel Flüssigkeit die
Leistungsfähigkeit
mindert.
Weniger ist mehr
Warum beim Sport kleinere Trinkmengen besser sind als große, zeigt Noakes. Er fand heraus,
dass Langstreckensportler während des Wettkampfs durch Ausschwitzen von Salz meist in
einen Natriummangel kommen. Doch wer 1-2 Kilogramm Schwitzwasserverlust in Kauf nimmt
und keine besonderen Maßnahmen ergreift, bei dem sind Flüssigkeits- sowie
Mineralienhaushalt innerhalb von zwei Tagen wieder auf Ursprungsniveau. Die entstandene
Hyponaträmie ist zwar anhand der Blutparameter messbar, bleibt aber ohne Symptome.
Anders bei denjenigen, die reichlich trinken: Der Natriummangel wird durch die
Flüssigkeitsaufnahme verstärkt und die Gefahr einer Wasserintoxikation steigt.
Der menschliche Organismus ist weder Kamel noch Kaktus: Ihm fehlen jegliche
Wasserspeicher. Überschüssige Flüssigkeit strömt in die extrazellulären Kompartimente,
verdünnt dort die Elektrolytkonzentration und entzieht dem Plasma Natrium. Gleichzeitig
schwellen Hände und Füße an, schließlich bilden sich lebensbedrohende Ödeme in Lunge und
Gehirn. In 73 Prozent aller Fälle, so Untersuchungen aus Neuseeland, ist die symptomatische
Hyponaträmie beim Sportler auf erhöhte Flüssigkeitszufuhr zurückzuführen.
Noakes, selbst engagierter Verfechter des Marathons als „Sport für alle”, warnt daher vor
exzessiver Flüssigkeitszufuhr. Er plädiert – ebenso wie die amerikanische Behörde für
Leichtathletik, Marathon und Laufwettbewerbe – für das „Trinken nach Durstgefühl” mit einer
Trinkmenge von höchstens 800 Milliliter pro Stunde während des Wettkampfs.
Homöostase von Durst und Salzappetit
Die Homöostase (eine Selbstregulation die die grundlegende Tatsache bezeichnen, dass jeder
lebende, also nicht im Sterben befindliche, Organismus wie ein Homöostat funktioniert, da er
die zu seinem Überleben notwendigen Binnenbedingungen - z. B. bei Warmblütern die
Körpertemperatur - konstant hält), zielt nicht nur auf einen konstanten Wassergehalt ab
(Volumenregulation), sondern auch auf eine konstante Osmolarität (ist besonders für den
Flüssigkeitstransport und Flüssigkeitshaushalt von Zellen wichtig) der Körperflüssigkeiten
(Elektrolytregulation).
Volumenregulation:
Da der Körper nur geringe Wasserreserven besitzt und kaum überschüssiges Wasser
speichern kann, muss ein gestörtes Gleichgewicht schnell wieder ausgeglichen werden.
Lediglich das intrazelluläre Wasser kann kurzfristig Mängel ausgleichen. Verliert der Körper
Wasser, sinkt das Blutvolumen. Spezielle Volumenrezeptoren sorgen über hormonelle
Mechanismen dafür, dass vermehrt Wasser in den Nieren zurück gewonnen wird und das
Durstgefühl steigt. Bei erhöhter Wasserzufuhr hingegen steigt das Blutvolumen, was die Niere
zu vermehrter Ausscheidung angeregt und das Durstgefühl unterdrückt.
Elektrolytregulation:
Für die Körperfunktionen ist die Konzentration an Natrium- und Kaliumionen in den
Körperflüssigkeiten entscheidend. Die Konzentration von Na+-Ionen im Blut entspricht im
Normalfall der K+- Ionen-Konzentration in den Zellen, was einen ausgeglichenen osmotischen
Druck auf beiden Seiten der Kapillarwände gewährleistet. Bei Na+-Überschuss im Blut oder
K+-Mangel in den Zellen entzieht das Blut aufgrund der osmotischen Druckunterschiede den
Zellen Wasser. Bei Na+-Mangel oder K+-Überschuss nimmt das Wasser den umgekehrten Weg
und strömt vermehrt ins Zellinnere. Die Natriumregulation erfolgt ebenfalls per Ausscheidung
über die Nieren. Bei Na+ -Überschuss produziert die Niere geringe Mengen stark
konzentrierten Urins, bei Mangel große Mengen verdünnten Urins.
Durst durch Trinken:
Dass eine überhöhte Flüssigkeitszufuhr ab einer gewissen Menge zur Entgleisung der
Homöostase führt und den Durst anregt, klingt zunächst paradox, ist aber die logische Folge
der geschilderten Regulation: War die Natriumzufuhr über einen längeren Zeitraum zu niedrig
bzw. die Wasserzufuhr zu hoch, so führt dies zu einem Natriummangel im Blut und zur
Wasserverlagerung aus den Gefäßen in die Zellen. In der Folge versuchen die
Volumenrezeptoren die Wasserverluste auszugleichen, indem sie das Durstgefühl anregen.
Der starke Durst, der sich zu Beginn einer Hyponaträmie einstellt, ist ein wichtiger
diagnostischer Hinweis auf eine Wasservergiftung.
Sauerstoff:
In Luft aufgelöst Sauerstoffangereichertes Wasser soll seinen Anbietern zufolge wahre
Wunder für Gesundheit und Leistungsfähigkeit erbringen. Besonders Sportlern wird es immer
wieder zur Verbesserung der Performance empfohlen. Doch bisher mangelt es an Studien, die
einen positiven Effekt belegen. Eine kleine Doppelblindstudie mit Crossover-Design bestätigt
stattdessen die Wirkungslosigkeit der sauerstoffangereicherten Produkte als
Leistungssteigerer. Denn ganz gleich, ob die elf Teilnehmer vor dem Ergometertest
angereichertes oder normales Wasser getrunken hatten: Ihre physiologischen
Leistungsparameter wurden dadurch nicht beeinflusst. Kaum verwunderlich, erfolgt die
Sauerstoffsättigung des Blutes doch über die Atemluft und die Lunge und nicht über den
Darm. Wer glaubt, diese Sättigung ließe sich durch den Konsum von Sauerstoffwasser
steigern, kann sich getrost als Opfer einer höchst phantasievollen Marketingidee ansehen.
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