Eichenprozessionsspinner
Das wichtigste in Kürze
Seit Beginn der Neunziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts sucht der Eichenprozessionsspinner, ein Forstschädling, der Eichen und
Weißbuchen befällt, die Wälder heim. Die Larven des Eichenprozessionsspinners tragen Gifthaare, die auf der Haut und an den Schleimhäuten
toxische und/oder allergische Reaktionen hervorrufen. Die Beschwerden reichen von heftig juckenden Hautausschlägen (Raupendermatitis) bis
zu Asthmaanfällen. Da die mikroskopisch kleinen Gifthaare bis zu hundert Meter weit mit dem Wind vertragen werden können, stellen sie eine
wichtige, bis jetzt allerdings wenig beachtete Ursache einer luftübertragenen Krankheit dar.
Ein Forstschädling breitet sich aus
Der Eichenprozessionsspinner (Thaumatopoea processionea Linnaeus) ist ein Forstschädling, der in Mitteleuropa beheimatet ist und auf
Eichen und (seltener) auf Buchen lebt. Unter besonderen Umweltbedingungen (warme, trockene Winter) kann es zur Massenvermehrung des
Forstschädlings kommen. Seit dem Anfang der 1990iger Jahre ist wieder eine Massenvermehrung des Eichenprozessionsspinners zu
beobachten. Diese hat 2004 ein sehr großes Ausmaß erreicht.
Es ist damit zu rechnen, dass dieses Massenphänomen noch mehrere Jahre anhalten wird. Erst die Verschlechterung der Lebensbedingungen
(Klima) führt wieder zu einem Rückgang der Eichenprozessionsspinner-Population.
Der Eichenprozessionsspinner ist ein Forstschädling, der nur an Eichenbäumen anzutreffen ist und in den meisten europäischen Ländern
beheimatet ist. Die milden klimatischen Verhältnisse haben seit den 1990iger Jahren die Massenvermehrung begünstigt und zu einer
Massenvermehrung der Tiere geführt.
Einen von diesem Schmetterling bewohnten Eichenbaum erkennt man neben dem weitestgehend kahlgefressenen Ästen an einem auffälligen,
weißgrauen bis braunem Gespinst, das Teile des Baumes bedeckt. Die Raupen halten sich tagsüber auf der Schattenseite der Bäume auf.
Den Namen Prozessionsspinner verdanken die Tiere ihrer Gewohnheit, in der Nacht aus ihren Nestern in die Baumkrone zu "prozessieren" um
sich dort von den Blättern zu ernähren. Am Morgen kehren sie im "Gänsemarsch" wieder in ihre Behausung zurück. Nach dem letzten
Larvenstadium verpuppen sich die Insekten und verlassen das Nest im Juli als unscheinbare, graubraune Motten.
Ältere Raupen des Eichenprozessionsspinners sind mit mikroskopisch kleinen Brennhaaren versehen, die Giftstoffe enthalten, die toxische
und/ oder allergische Reaktionen wie juckende Nesselausschläge und Reizerscheinungen an Bindehaut und Atemwegen bis hin zu
Asthmaanfällen verursachen können. Dabei muss man mit den Raupen selbst gar nicht in Kontakt kommen. Die aggressiven Raupen-Haare
werden durch Wind bis zu 100m weit vertragen.
Ein Problem ist die lange Haltbarkeit der Gifthaare in der Natur. Diese können mehrere Jahre intakt und reizauslösend bleiben. Daraus erklärt
sich, dass Personen, die in betroffenen Gebieten leben, auch außerhalb der Larven- und der Puppenperiode Krankheitssymptome entwickeln.
Durch das Verhalten des Eichenprozessionsspinners, Bäume am Waldrand und einzeln stehende Bäume auch in Wohngebieten zu befallen, ist
die Wahrscheinlichkeit groß, dass Menschen mit den Gifthaaren in Kontakt kommen.
Gefahr beim Spazierengehen und bei der Arbeit
Besonders betroffen sind Spaziergänger und Ausflügler (Kindergartengruppen und Schulklassen), sowie Personen, die sich berufsbedingt in
den Wäldern, Parkanlagen und Gärten aufhalten (Gärtner, Förster) oder an der Bekämpfung des Schädlings mitwirken (Mitarbeiter von
Insektenbekämpfungsunternehmen, Feuerwehr).
Mit den Blättern der Eiche kommen auch die hungrigen Larven
Der Lebenszyklus der Schädlinge ist hervorragend an den Wirtsbaum angepasst. Die Eigelege finden sich an kleinen Ästen in der Baumkrone
und sind so gut getarnt, dass sie vom Boden aus praktisch nicht entdeckt werden können. Ende April bis Anfang Mai schlüpfen die Larven
gleichzeitig mit dem Austreiben der Blätter. Die Larven leben in großen Kolonien und durchlaufen sechs Stadien. Ab dem dritten Stadium
entwickeln sich Gifthaare, die das Eiweissgift Thaumetopoein enthalten.
Eichenprozessionsspinnerraupen
Die nicht giftigen Seidenhaare verleihen den Raupen ihr charakteristisches Aussehen, die Gifthaare sind
auf der Aufnahme nicht zu erkennen
Nest in den Bäumen
Eichenprozessionsspinnernest unter einem Hauptast einer befallenen Eiche
Prozession
Die Eichenspinner marschieren im "Gänsemarsch"
Die Giftpfeile machen Probleme
Ab der dritten Raupengeneration dieses Kleinschmetterlings bilden die Tiere Gifthaare (sog. Setae) aus, die das Eiweißgift Thaumetopoein
enthalten. Dieses ist für die verschiedenen Krankheitssymptome verantwortlich, die unter dem Begriff Lepidopterismus zusammengefasst
werden.
Die Raupen-, oder Larven-Periode dauert von April bis Mitte Juli. Daran schließt die Puppenphase an. Während der Puppenruhe hält sich das
Tier in z.T. riesigen Seidennestern auf, die durch die eingewebten Setae vor den natürlichen Feinden geschützt werden. Der Wind verträgt die
Setae und leeren Puppenhüllen auch in der Umgebung.
Besonders hervorzuheben ist, dass die Setae mehrere Jahre in der Umwelt intakt bleiben und daher bei Wald-, Forst und Gartenarbeit
aufgewirbelt werden können.
Giftpfeilhagel im Vorübergehen
Da die Eichenprozessionsspinner nur auf der Suche nach einem neuen Wirtsbaum am Boden anzutreffen sind, ist ein direkter Kontakt eher
selten. Davon sind meistens Kinder betroffen, die mit den scheinbar so putzigen Tieren spielen wollen.
Die wichtigste Übertragungsart ist die Vertragung von Giftpfeilen mit dem Wind oder das Passieren befallener Bäume. Dabei werden die
Patienten von den Giftpfeilen wie von einem Giftpfeilhagel getroffen. Unmittelbar nach dem Kontakt entwickelt sich ein fast unerträglicher
Juckreiz, dem ein Hautausschlag folgt. Die Raupendermatitis kann sich in drei verschiedenen klinischen Erscheinungsbildern zeigen:
Kontakturtikaria (Quaddeln), toxische irritative Dermatitis (Hautentzündung) oder anhaltende Papeln (Knötchen), die an
Insektenstichreaktionen erinnern.
Raupendermatitis
Am Arm finden sich mehrere, zum teil aufgekratzte, anhaltende Knötchen, die an Insektenstichreaktionen
erinnern.
Beachten Sie die Absperrungen von betroffenen Waldgebieten.
An windigen Tagen ist das Risiko besonders hoch, da die Gifthärchen mit dem Wind über weite Strecken vertragen werden. Besonders
Menschen mit Allergie-Neigung und vorbestehenden Atemproblemen (Asthma) ist von einem Aufenthalt in einem befallenen Wald abzuraten.
Sollten Sie sich trotzdem in ein befallenes Gebiet begeben, bleiben Sie auf den bestehenden Wegen. Durchstreifen Sie keinesfalls das
Unterholz. Vermeiden Sie Aufenthalte unter möglichen Wirtsbäumen (Eiche, Buche). Berühren Sie keinesfalls herabgestürzte Teile von Nestern
oder Raupenhüllen. Kinder dürfen auf keinen Fall die lebenden Raupen berühren oder mit ihnen spielen.
Tragen Sie bei den Gartenarbeiten langärmelige Hemden und lange Hosen aus möglichst dicht gewebten Stoffen, diese bieten einen gewissen
Schutz.
Menschen mit Atemproblemen sollten während der Raupenperiode Gartenarbeiten anderen übertragen oder Schutzmasken tragen.
Überlassen Sie die Bekämpfung und Entsorgung der Schädlinge Spezialisten.
Sollten Sie nach einem Aufenthalt in einem betroffenen Gebiet einen juckenden Ausschlag bekommen, wechseln Sie die Kleidung und duschen
Sie sich gründlich mit handwarmem Wasser. Geben Sie die Kleidung in die Waschmaschine.
Bei stärkeren Ausschlägen sowie beim Auftreten von Allgemeinsymptomen sollten Sie ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen.
Da die Gifthärchen mehrere Jahre in der Umwelt intakt bleiben, können (vereinzelt) Gesundheitsprobleme auch außerhalb der Raupenperiode
auftreten.
Vermeiden Sie Ausflüge in befallene Wälder während der Raupenperiode (April bis Mitte Juli).
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